Alexandra Sonntag, Adoration, Aquarell, 57 x 40 cm, 2009, Courtesy die Künstlerin

Alexandra Sonntag, Adoration, Aquarell, 57 x 40 cm, 2009, Courtesy die Künstlerin

Alexandra Sonntag, Lady Snowflake, 2009, Aquarell, 57 x 40 cm, Courtesy die Künstlerin
Alexandra Sonntag, Sky, 2009, Aquarell, 57 x 40 cm, Courtesy die Künstlerin
Alexandra Sonntag, Verkündigung, 2009, Aquarell, 57 x 40 cm, Courtesy die Künstlerin
Alexandra Sonntag, Seventeen Hippies 2, 2009, Aquarell, 57 x 40 cm, Courtesy die Künstlerin
Alexandra Sonntag, Seventeen Hippies 3, 2009, Aquarell, 57 x 40 cm, Courtesy die Künstlerin
Alexandra Sonntag, Seventeen Hippies 4, 2009, Aquarell, 57 x 40 cm, Courtesy die Künstlerin

Jour Fixe

ATELIERBESUCH BEI ALEXANDRA SONNTAG
26. FEBRUAR 2009, 19 UHR
Treffpunkt: Meisenstr. 65, Ateliergebäude Block 1

»Alexandra Sonntag, in Bielefeld lebende und arbeitende Künstlerin, vollzog den Schritt zur konkreten Figürlichkeit zwischen 2002 und 2003. Erste Arbeiten mit wässrigem Auftrag, angefangen mit monochromer, stark verdünnter Ölfarbe auf Papier, dann Holz, entstanden ebenso wie erste Aquarelle; letzere laufen seit 2005 parallel zur Ölmalerei und seit 2008 ausschließlich. Was im Vergleich mit Arbeiten vor 2008, den beinahe gefälligen Mädchenporträts, der flippigen Elefantendame, dem von einer smaragdenen Gloriole umgebenen Frauenakt in vager, fast symbolistischer Manier und den in beiläufigem Gestus hingeklatschten, großformatigen (und leider längst wieder übermalten) Wandbildern sofort auffällt: Der Zugriff ist konzentrierter, spröder, nicht aber rabiat geworden. Nach wie vor beeindruckende Stücke darunter, etwa die Zwillinge-Bubbles-dunkel oder Frau, Leuchtball, auch die fast duochrome Frau-Schatten mit den ausgewaschenen Farben; es gibt intime, manchmal gespentische Szenen in der Folge Dunkle Räume, deren Frauenfiguren von identifizierbaren Individuen (Dunkler Raum 9) bis zu bloßen, man möchte sagen, sphärisch alludierten Wesen reichen (Raum; Frau, roter Vorhang). Auch beängstigende Motive darunter wie die Frau im rosa Kleid, die mir scheint, als ritte Carrie, Tochter des Satans , auf einem Untier mit bereits verwesendem Schädel eines Wiederkäuers, nachdem man sie unfreundlicherweise während des Highschool-Abschlußballs mit einigen Eimern Blut bekleckert hat. Zeitweise scheint man sich beim Betrachten der neuen Arbeiten innerhalb eines bösen Märchens zu befinden (Frau, Park 2; Paar im Park-Serie), ohne daß Sonntag bereit wäre, eine narrative Spur auszulegen, so daß man buchstäblich nicht weiß, was hier im Busch ist. Daneben steht beinahe Parodistisches wie die Frau im schwarzen Bikini oder die Exhibitionistinnen, die sich einer aus undurchdringlichen Grün- und Rotbrauntönen modulierten Natur (!) exponieren. Nach fünf im Urwald  scheint alles möglich. Dann auch Abseitiges wie die Frau, Nasenbluten, Irritierendes wie die Fellationierenden (Blow, rosa/grün). Obszön? Die Empfindung von Obszönität indiziert ja lediglich den aktuellen Zustand unserer kulturellen Befindlichkeiten, und wie es eine gute Bekannte einmal beiläufig formulierte: „Oral ist heute Standard.“ Jetzt geht’s aber los.«

Mitte Februar 2009, Ingo Meyer

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