Hu Xiangqian
Two Men, 2008
Video, Farbe, ohne Ton, 4:00 Min.
Courtesy Vitamin Creative Space

Hu Xiangqian

03. Dezember – 20. Dezember 2009

Eingeladen von Hu Fang (Künstlerischer Direktor und Mitgründer von Vitamin Creative Space, Guangzhou, China)

»Two Men« (2008)

»Wenn ich die Strasse überquere und auf die Ampel schaue, erinnern mich das rote und das grüne Lichtsignal oft an zwei Männer, die sehr nah beieinander leben, aber niemals in Kontakt kommen. Alles was sie tun können, ist den ganzen Tag zu arbeiten. Das muss für beide sehr frustrierend sein – warum lassen wir sie nicht heraus damit sie tanzen können?«
––Hu Xiangqian

Die Videoarbeit »Two Men« stellt eine einfache und pure Momentaufnahme dar. Zwei Männer nutzen ausschließlich die Sprache ihrer Körper, um sich zu unterhalten. Ihre Bewegungen wirken spontan, aber zugleich trägt ihre Kleidung eine weitere Bedeutungsebene in sich. Sie könnten für Zwillinge gehalten werden: Einer trägt weiße Kleidung mit roten Punkten und der andere weiße Kleidung mit grünen Punkten. Ihr Verhältnis ist offensichtlich intim und provokativ zugleich, aber um was für ein Paar handelt es sich – Freunde, Brüder oder Liebende?

»Two Men« basiert auf Hu Xiangqians Erlebnissen mit seinem besten Freund, die im Chinesischen gerne als »eiserne Brüder« bezeichnet werden. Dabei flossen bittere wie süße Erfahrungen ihrer Freundschaft in die künstlerische Arbeit ein. Sie wurden jedoch auch allgemeiner anlegt, um sie somit für andere Personen nachvollziehbar zu machen.
Das metaphorische Moment, das er damit geschaffen hat, kann als poetischer Ausdruck einer Männerfreundschaft verstanden werden – etwas, was schwierig versprachlicht werden kann, da es ein tiefes Gefühl ausdrückt.

Genauso wie die Innenwelt von Männern, ist dieses Werk mehrdeutig und voller Humor. Die konkrete Darstellung von Gefühlen wird, jedoch zugunsten eines erzählerischen Bewusstseinsstroms, vermieden. Hu Xiangqian sagt dazu: »Ich vermeide es Gefühle aufzudecken und als eine Strategie anzuwenden um mich selbst zu verstehen. Ich möchte herausfinden, was passiert, wenn ICH, das Ego, unsichtbar wird.« Der Künstler benutzt oft den Satz »mit den Knien denken« um die Vermeidung von Gedanken zu betonen, im Sinne einer Lebenserfahrung durch den Körper weniger über das Gehirn. »Ich möchte dem Betrachter einen flüchtigen Blick in die Banalität meiner Gedankenwelt ermöglichen. Meine Arbeit ist wie ein schal gewordener Keks, ohne jeglichen Nährwert oder Geschmack. Alles ist so wie es ist, es ist keine Einbildungskraft notwendig.« Indem bewusst Gedanken und Gefühle vermieden werden, bewegt sich Hu Xiangqians Arbeit auf einen »Null-Zustand« zu, im Sinne von Null-Eingabe und Null-Ausgabe. Wie der Satz »mit den Knien denken« impliziert, gibt es nichts Weiteres als diesen (Seins-) Zustand. Aber kann der Künstler mittels dieses »Null-Zustands« und mit seiner Kunst direkter mit uns kommunizieren?

Xiangqians Videoarbeiten entspringen oft Zufällen und Handlungen, die in das reale Leben eingebunden sind. Dadurch entfalten seine Videos ihr Potential und rücken dann aber bewusst von der Wirklichkeit ab. Sie lösen einen Effekt aus, der uns dazu anregt ein bisschen ehrenwerter über unsere alltägliche Existenz nachzudenken. Denn Hu Xiangqian ist überzeugt, dass Video die ehrlichste und effektivste Möglichkeit darstellt, sich mit seinem Publikum auszutauschen.

Text: Hu Fang
Übersetzung: RB Baron, Albion CA, USA (chin./engl.), Cynthia Krell (engl./dt.)