Alexandre Estrela
»O Cobra Verde«, 2009
Video, DVD übertragen in FLV, Farbe, Ton, 4:40 min
Sound: Paul de Jong
Courtesy der Künstler
Alexandre Estrela
10. Dezember 2010 – 30. Januar 2011
Eingeladen von Natxo Checa (Kurator für Bildende Künste und stellvertretender Dirketor des ZDB, Lissabon)
»O Cobra Verde« (2009)
Im Jahr 2009 kuratierte ich eine Ausstellung mit dem Titel »Bright Morning Star«, ein Tribut an den großartigen Filmemacher Kenneth Anger. Die Ausstellung, bei der Anger persönlich anwesend war, versammelte verschiedene Künstler, die direkt oder indirekt von dem Filmemacher beeinflusst wurden. Zu dieser Zeit arbeitete ich zusammen mit Alexandre Estrela an einem Ort, an dem wir versuchten sein experimentelles, atelierbasiertes Werk, das auf der Illusion von visueller Wahrnehmung, der Autonomie der Bilder und ihrer physischen Qualitäten basiert, an Feld, Wiesen und Natur zu übermitteln. Estrelas Studio in Lissabon ist (unter dem Namen »Oporto«) offen für regelmäßige Experimentalfilm-Vorführungen, deshalb fragte ich ihn, ob er Interesse hätte an dem Ausstellungsprojekt teilzunehmen.
Ich war überrascht, als mir Alexandre Estrela die Videoarbeit »O Cobra Verde« präsentierte, ein Urschrei, der die Ausstellung mit einer unheimlichen Befremdlichkeit durchgeisterte. »O Cobra Verde« präsentiert Nachtaufnahmen von einem 200 Jahre alten Efeu, der sich um ein Eisengitter rankt. Das Video zeigt den Kampf der Pflanze, die Bewegung in Zwischenräume und geradezu ein Verschlingen des Eisens. Dieses Hybridwesen wird klanglich begleitet von einem fremdartigen und ohrenbetäubenden Klagelied, vergleichbar mit Antonin Artauds Konzept innerer Gewalt. Gezeigt wird ein Zustand beständiger Existenz, jedoch ohne Ursprung, ohne Gott. Später erklärte Estrela, dass der Ton (produziert von Paul de Jong, Mitglied der Band The Books) die Schreie eines Neugeborenen wiedergibt, welche auf die Stimme eines Erwachsenen herabgesenkt wurden und von hintergründigen Lauten von Hyänen und Löwen überlagert werden. Den Titel seines Videos hat einer von Klaus Kinski erfundenen Schauspieltechnik entlehnt, die dieser im Film »Cobra Verde« (1987) von Werner Herzog, anwendet.
Text: Natxo Checa
Websites:
http://oportolisboa.blogspot.com
http://www.zedosbois.org/
