Takeshi Murata
Monster Movie, 2005
Video, Farbe, Ton, 4 min
Sound: Plate Tectonics
Courtesy der Künstler und Ratio 3, San Francisco

Takeshi Murata

29. MAI – 16. JUNI 2009

Einladung von Rudolf Frieling (Kurator für Medienkunst, San Francisco Museum of Modern Art)

»Monster Movie« (2005)


Takeshi Murata wurde künstlerisch von der Geschichte der visuellen Musik, Animation und der Abstraktion im Film beeinflusst. Die Bearbeitung und das Recycling dieser Wirkungsgeschichte und ihrer filmischen Mittel durch Künstler, kann auf eine lange Tradition zurück blicken. Mit Hilfe der digitalen Techniken überdenkt Murata diese Traditionen aufs Neue, um damit auch die Dystopie des digitalen Zeitalters zu erforschen.

Seine Visionen gleichen dem Albtraum einer viralen (Bild- und Video-)Bearbeitung: In seinen Videos verschwimmt das ganze Datenmaterial zu einem endlos flüssigen Abstraktionsmeer von Informationen. Diese bilden kaum erkennbare und sich ständig auflösende Figurationen. In der Tat wird kein Bild oder Figur jemals festgehalten, sondern als Ergebnis eines endlosen Morphingprozesses bis in seine Pixelessenz aufgelöst, scheinbar gesteuert von psychischen Bewusstseinsströmungen.

Michael Jacksons Videoclip »Black or White« (1993) machte die damals neue Morphingsoftware populär. Damit verbunden war eine Botschaft in Form eines ideologischen Appells an eine vereinte Welt. Diese bestand darin, dass schwarze Menschen weiße Menschen seien und vice versa und dass historisch gewachsene Identitäten der Hautfarben sich dadurch verändern ließen – alles war nichtsdestotrotz auf den Profitzuwachs des Künstlers und seiner Plattenfirma ausgerichtet. Angekommen im nächsten Jahrhundert treffen wir auf einen Künstler wie Murata, der die verborgenen Ströme digitaler Manipulation aufdeckt. Vor dem Hintergrund des kulturellen Erbes von Thrillern und Horrorfilmen aus Hollywood, zerstören seine Videos jede Illusion von Identität und Dauer im Bereich des Digitalen. Alles kann aus Einsen und Nullen hervorgebracht und genauso leicht rückgängig gemacht werden. Als ob wir nicht schon zu sehr durch die Verschiebung vom Analogen ins Digitale verwirrt wären, wirken Muratas visuelle Malereien nicht zuletzt auch noch beunruhigend. Die DJ-Techniken des Scratchens und Remixens der Kulturen ist zu einer psychedelischen Affäre geworden, die eine ganze Generation von »Anime«-Liebhabern und Videogamesüchtigen hervorgebracht hat. Aber für diejenigen, die noch am Filmischen und Kinematografischen festhalten, welches aus Einzelbildern und narrativen Sequenzen besteht, bietet sich am Ende noch die Möglichkeit einer medialen Archäologie. Die Erzählungen des Kinos existieren weiterhin, aber nicht auf die Art und Weise wie wir sie uns vorstellen. Was bleibt, sind vereinzelte Momente einer sublimen Erkenntnis, wie es einmal gewesen sein könnte.

Rudolf Frieling

Website des Künstlers: www.takeshimurata.com