Elizabeth Price
»Choir (Parts I and II)«, 2011
HD Video, Farbe, Ton, 9:05 Min.
Courtesy of Elizabeth Price and MOTInternational, London/Brussels

Elizabeth Price, »Choir (Parts I and II)«, 2011, Videostill, Courtesy of Elizabeth Price and MOTInternational, London/Brussels

Elizabeth Price, »Choir (Parts I and II)«, 2011, Videostill, Courtesy of Elizabeth Price and MOTInternational, London/Brussels

Elizabeth Price

12. Mai – 14. Juni 2012

Eingeladen von Andrew Bonacina (Kurator, International Project Space, Birmingham)

»Choir (Parts I and II)« (2011)

In der bewusst didaktischen Anfangssequenz von Elizabeth Prices (*1966, lebt und arbeitet in London) Videoarbeit »Choir (Parts I and II)«, wird uns vermittelt, dass das Wort »Choir« (dt. Chor) mit einer Vielzahl von Definitionen in Verbindung gebracht wird. Einerseits als Begriff für einen architektonischer Raum, und gleichermaßen für den sozialen Körper der diesem innewohnt. Andererseits wird der Begriff im Englischen verwendet um beim Prozess des Buchbindens die Zusammenführung von Seiten zu beschreiben. In »Choir (Parts I and II)« ergibt sich diese semantische Auslegung aus einem geschriebenen Text, der über archivarisches Bildmaterial und Diagramme von sakraler Architektur gelegt, von einer knackigen Tonspur aus Fingerschnipsen und Händeklatschen begleitet wird. Die visuelle und textuelle Erzählung wird nach und nach in einen vielstimmigen, enthobenen Raum überführt. Dieser wird durch eine rasante Bildmontage von Musikvideoclips, die eine Klangmauer ausbilden, geschaffen - wie ein ständiges Crescendo in welchem alle Komponenten des Videos kollidieren.

Neben der Darlegung seiner eigentlichen Bedeutungen, hat das Wort »Choir« für Price auch eine metaphorische Ebene, die Prozesse von Ansammlung und Anordnung hervorhebt. Und damit die Ebenen von gesammelten Materialen und visuellen Informationen in ihrer Arbeit charakterisieren. Ihre Videos manövrieren typischerweise zwischen realen räumlichen Aspekten oder architektonischen Formen (die Kirche, das Buch, das Museum) und dem konstruierten Raum der digitalen Welt. Die Art in der sich archivarisches Bildmaterial präsentiert erinnert oftmals an Leo Steinberg´s Beschreibung des »flatbed picture plane«  - einem Raum auf welchem Information aufgebaut und umarrangiert wird. Sie ist vergleichbar mit der Benutzeroberfläche des zeitgenössischen Computerbildschirms oder digitaler Editierungs-Software. Obwohl die Ausstellungskopie des Videos HD-Qualität aufweist, verliert Price´s Video nicht den Kontakt  zur bewusst eingesetzten Fragilität des Materials das sie einsetzt. 

Text: Andrew Bonacina